Unser zweites Projektjahr

Für unser zweites Projektjahr ist die gemeinsame Aufführung eines Theaterstücks geplant. Auch wenn bislang nur ein grobes Konzept zu diesem Comenius-Schuldrama existiert, wollen wir Ihnen den ersten Entwurf natürlich nicht vorenthalten. Der vorläufige Arbeitstitel lautet "Janos und Cosima - Ein europäisches Drama".


Vorgaben

  • Das Drama soll ein Comenius-Stück sein, in dem die drei beteiligten Nationalitäten eine Rolle spielen.
  • Anliegen des Stücks soll ein Beitrag zur europäischen Völkerverständigung sein.
  • Das Grundmotiv ist der Tragödie „Romeo und Julia“ entnommen.
  • Als Kontrast zu der im letzten Jahr aufgeführten Original-Shakespeare-Tragödie soll ein modernes Stück mit zeitgenössischen Problemen entstehen.
  • Weil das Stück nicht nur in Königsbrunn, sondern auch in Ungarn und Polen gezeigt werden soll, muss auf einen allzu komplizierten und dominierenden Text verzichtet werden.
  • Im Sinne dieser Internationalität müssten die Show- und Musikelemente stark betont werden.
  • Rap-Einlagen könnten die einzelnen Akte bzw. Szenen abschließen bzw. verbinden.
  • Eventuell sollten Textverständnishilfen eingebaut oder mitgeliefert werden.
  • Das Stück sollte nicht übermäßig lang geraten.
  • Die Kulissen müssten leicht transportabel sein und deshalb weitgehend aus Stoff bestehen.


    Personen

    Helmut Wagner:
    Schon der Name zeigt, dass er sich der neuen Zeit und ihren Herausforderungen stellt. Er ist mutig, wagt etwas und denkt sowohl im ökonomischen als auch im familiären Bereich modern. Er hat eine Polin geheiratet, die im Laufe der Jahre in der Familie und auch im Dorf akzeptiert worden ist. Die Töchter besuchen höhere Schulen bzw. die Universität. Den alten landwirtschaftlichen Traditionsbetrieb hat er auf eine Plantagenwirtschaft umgestellt. Er verhält sich wie ein moderner Unternehmer: am Gewinn orientiert und rational.

    Dana Wagner:
    Wagners Gattin ist eine selbstbewusste und attraktive Polin, die ihre Töchter konsequent „deutsch“ erzogen hat. Dana hat den Aufstieg aus ärmlichen polnischen Verhältnissen zu einer modernen deutschen Großbäuerin geschafft. Ihren Mann achtet sie, aber eine große Liebesbeziehung hat sich in der Ehe der beiden nie entwickelt. Sie führt ein erfülltes, wenn auch nicht wirklich glückliches Leben. Die polnischen Arbeiterinnen blicken zu ihr auf, weil sie erreicht hat, was vielen von ihnen auch vorschwebt.

    Cosima Wagner:
    Obwohl sie eine polnische Mutter hat und auch ein wenig polnisch spricht, fühlt sie sich als Deutsche, die ausschließlich deutsche Freundinnen hat. Sie ist erfolgreich in der Schule, von den Eltern verwöhnt und hat keinen Bezug zu den polnischen Saisonarbeitern. Auch den gebildeten Lech lehnt sie ab, wohl in erster Linie deshalb, weil er ihr zu arm ist. Janos kommt ihr näher, weil er nicht nur vermögend ist, sondern wie sie Sinn für Kunst hat und ein sehr südlich-fremdes, aber anziehendes Aussehen hat.

    Valeska Wagner:
    Sie ähnelt in vielem ihrer Schwester Cosima, scheint aber schon immer eine Schwäche für Lech gehabt zu haben.

    Lech:
    Der junge, gut aussehende, blonde und forsche Pole verdient im Sommer sein Geld als Erdbeerpflücker, obwohl er eigentlich wissenschaftlicher Assistent an einer polnischen Universität ist. Dort verdient er aber so wenig, dass er seinen Lebensstandard mit einer Saisonarbeit aufbessern will. Natürlich gilt er als Erdbeerpflücker in Deutschland nicht viel, auch nicht bei Cosima, der Tochter der Wagners, die jeden persönlichen Kontakt mit ihm abblockt.

    Polnische Saisonarbeiter und –arbeiterinnen:
    Bei allen Unterschieden sind sie insgesamt gutwillig, arbeitsam, aber nicht sehr glücklich über das schwere und einsame Leben auf dem Wagnerhof.

    Gabor Toth:
    Der Unternehmer heuert in Ungarn Fleischer an, die weit unter den deutschen Löhnen im Großstadtschlachthof arbeiten. Er ist auch daran interessiert, seine Arbeiter beisammen zu halten und zu kontrollieren. Im Grunde denkt und handelt er ähnlich wie Helmut Wagner, der Toth aber trotzdem nicht leiden kann, weil er ihn für einen echten Slaventreiber hält. Seine Container lässt er sich von den Ungarn aber teuer bezahlen. Toth liebt seinen Sohn Janos, der selbst nie ein Schlachtmesser in der Hand gehalten hat, sondern gern Bücher liest und als Künstler tätig ist.

    Janos Toth:
    Der sensible Sohn des Unternehmers Gabor kann mit dem Beruf seines Vaters nichts anfangen. Er kommt mehr nach seiner Mutter, die in Budapest in Theater- und Künstlerkreisen verkehrt. Der Junge begleitet seinen Vater auf einem seiner Deutschland-Aufenthalte und will sich bei dieser Gelegenheit das Land ansehen. Obwohl der Vater hofft, den jungen Mann für seine Geschäfte interessieren zu können, denkt Janos überhaupt nicht daran, in diese Branche einzusteigen. Er ist ein verwöhnter Idealist und Schwärmer, der an das Gute im Menschen glaubt.

    Laslo:
    Laslo ist eine Art Vorarbeiter der Ungarn. Er besitzt das Vertrauen Gabor Toths und überwacht auch in ihrer Freizeit das Leben der ungarischen Fleischer. Weil er keineswegs primitiv und grobschlächtig ist, kommt auch Janos gut mit ihm zurecht. Natürlich wirft Laslo im Auftrag Gabors auch stets ein Auge auf Janos und versucht ihn zu beschützen.

    Ungarische Fleischer:
    Sie fühlen sich ausgegrenzt und ausgenommen. In ihrer Not halten sie zusammen und auch zu Gabor Toth, den sie durchaus als Ausbeuter empfinden, aber als eine Art Patron im fremden Land brauchen.

    Polizisten (zwei oder mehr):
    Sie sind über den Einsatz verärgert, treten barsch und herrisch auf, sprechen in sehr unfreundlichem Ton.


    Inhalt

    Auf dem Wagnerhof im schwäbischen Vilmansstetten lebt Bauer Helmut Wagner mit seiner aus Polen stammenden Frau Dana und ihrem sehr wohlgeratenen Töchterchen Cosima. Cosima ist ihr ganzer Stolz. Sie besucht in der nahen Großstadt ein Gymnasium, sieht gut aus und verhält sich sehr artig. Ihre etwas ältere Schwester Valeska studiert in München und ist nur selten zu Hause. Nicht zuletzt von seiner Frau inspiriert, hat Wagner seinen Hof umstrukturiert. Er hält längst kein Vieh mehr, sondern lebt von seinen Erdbeerplantagen, die er im Sommer von vielen polnischen Pflückern abernten lässt. Sie verdienen nicht viel und leben in einer Wohncontainersiedlung auf dem Hof, womit der clevere Bauer zusätzliches Geld verdient. Das Leben der Arbeiter spielt sich in der knappen Freizeit weitgehend zwischen den Containern ab.
    Brisant wird die Lage, als Bauer Wagner ein paar bislang leer stehende Container an den ungarischen Subunternehmer Gabor Toth vermietet, der seine Metzgerkolonne im Schlachthof der nahen Großstadt für Dumpinglöhne arbeiten lässt. Gabor hat einen Sohn namens Janos. Die polnischen und ungarischen Arbeiter kommen nicht gut miteinander zurecht. Sie verstehen sich schlecht, und die Polen fühlen sich wegen der polnisch-deutschen Herrin im Wagnerhof als die Platzhirsche, die ihre Vorrechte verteidigen müssen. Zu Reibereien kommt es immer wieder an der Telefonzelle im Containerdorf, wo immer Andrang herrscht, weil die Arbeiter zu Hause nicht gerne zu den teuren Handygebühren anrufen. Als aus nichtigem Anlass wieder einmal eine Schlägerei ausbricht, muss sogar die Polizei eingreifen und einige Leute festnehmen. Man droht den Leuten mit dem Verlust der Arbeitserlaubnis, falls sich ähnliche Vorfälle wiederholen sollten.
    Am Ende der Erdbeerernte veranstaltet Bauer Wagner ein großes Gartenfest für seine polnischen Arbeiter. Um Auseinandersetzungen zu vermeiden, lädt er die Ungarn nicht dazu ein, die er ohnehin nicht besonders gut leiden kann. Janos Toth und sein Vorarbeiter Laslo schleichen sich dennoch ein und sehen dem wilden Treiben zu. Vor allem aber bemerkt er Cosima, die Tochter der Wagners, die ihm ungemein gefällt. Gegen Laslos Rat versteckt sich Janos im Garten und wartet ab, ob er Cosima noch einmal erspähen kann. Das Mädchen bemerkt den Ungarn, es kommt zu einem Gespräch und zur Annäherung der beiden, was aber Lech, ein Pole, der es ebenfalls auf Cosima abgesehen hat, bemerkt. Er will das Pärchen stören, wird aber daran von Laslo gehindert. Lech versucht Cosima mit seinem Wissen noch in derselben Nacht zu erpressen, erhält von dem Mädchen aber eine derbe Abfuhr.
    Lechs Hass richtet sich nun vor allem gegen Laslo und die Ungarn. Er schürt alle Vorurteile gegen Ungarn und die angeblich brutalen und kulturlosen Metzger und provoziert eine Schlägerei mit ihnen, bei der auch Messer und Beile eingesetzt werden. Auch Janos greift ein und kommt dem verwundeten Laslo zu Hilfe. Lech und andere werden dabei schwer verletzt.

    Lustspielvariante:
    Der Kampf wird erst beendet, als Cosima mit ihren Eltern und ihrer Schwester sowie Gabor Toth am Schauplatz erscheinen und die Kampfhähne trennen. Überraschend ist zuvor auch Cosimas Schwester Vanessa eingetroffen und kümmert sich um die Verletzungen. Cosima und Janos gestehen einander öffentlich ihre Liebe. Lech wird von Cosimas Schwester so innig gepflegt, dass auch hier eine Verbindung möglich erscheint.

    Tragödienvariante:
    Janos tötet Lech und sieht sich gezwungen, das Land zu verlassen. Cosima ist darüber sehr traurig, tröstet sich aber nach einiger Zeit über den Verlust des Geliebten hinweg, indem sie einen deutschen Nachbarn heiratet, mit ihm mehrere Kinder hat und ein vergleichsweise tristes und liebloses Alltagsleben führt. Die Erdbeerplantage gibt es bald nicht mehr. Es ist ein Gewerbegebiet daraus geworden. Janos kehrt nach Jahren zurück, nimmt Kontakt mit Cosima auf, erfährt von ihr aber nur eine brüske Ablehnung. Cosima, erwachsen, verhärtet und konventionell geworden, will sich auf kein neues Abenteuer mit ihm einlassen. Janos zweifelt an der Liebe und in einem depressiven Anfall erhängt er sich genau dort, wo er Cosima vor Jahren geliebt hat. Gabor Toth und seine Ungarn ziehen mit dem Leichnam in ihre Heimat ab. Cosima zählt auf der Veranda ihr Geld.

    Die komplette Szenenfolge (in neuem Fenster)





    Ein vorläufiger Entwurf für das Bühnenbild



    Nach vielen Improvisationsübungen bis September 2007 wurde ein etwas knapperer und besser umsetzbarer Entwurf entwickelt mit dem Titel "Roman und Julia. Ein europäisches Musical." Vor allem der ungarische Handlungsanteil wurde stark beschnitten und die Rivalitäten zwischen Polen und Ungarn zugunsten der deutsch-polnischen Auseinandersetzungen weitgehend ausgeklammert.
    Die endgültige Textfassung der Langversion stand Anfang November 2007.

    Mit Rücksicht auf die Festival-Gesamtdauer wurde im Januar 2008 eine erhebliche Kürzung vorgenommen. Die Szenen rund um die Plantagenbesitzer-Familie Monninger und das Pseudo-Finale in Amerika mussten gestrichen werden. Die sozialen Hintergründe des gesamten Konflikts sind damit in der sog. "Strichfassung" weniger deutlich zu erkennen. Für die Augsburger und Bayerischen Schulspieltage mussten wegen der dort geltenden Längenvorschriften noch weitere Kürzungen in mehreren Dialogen und Gesängen erfolgen.

    Personen

    Die Deutschen:
    FRANZ MONNINGER, Großbauer und Erdbeerfeldbetreiber
    ROMAN MONN]INGER (genannt "Romeo"), sein Sohn
    ANDI
    KASPAR
    Weitere Dorfjugendliche

    ALEX BUHL, Einsatzleiter der Polizei
    Weitere Polizeibeamte

    Die Polen:
    JULIA KASPERCZAK
    ANNE, Julias beste Freundin
    TOMASZ, Julias Cousin
    PAWELL, Julias Verlobter
    STANTSLAW
    GRZEGORZ
    Weitere Erntehelfer

    Die Ungarn:
    BENCE, Schlachthofarbeiter und Freund Romeos
    MARIKA, Bences Schwester, Hausangestellte bei Monningers

    ERZÄHLER

    Die Band:
    PIANO
    GITARRE
    BASS
    SCHLAGZEUG

    Musik

    1INTRO: Medley aus Motiven der verwendeten Stücke
    2ERDBEERPFLÜCKER-BLUES
    3BENCES LIED:
     (John Lennon - Give Peace a Chance)
    4ROMANS LIED: der Aufreißer-Rap
    5MARIKAS LIED
     (Maria Magdalenas Lied aus "Jesus Christ Superstar")
    6PARTY-MUSIK
     (Sportfreunde Stiller - 54, 74, 90, 2010)
    7TOMASZS LIED: der Heavy-Metal-Hass-Song
     (Die Ärzte - Schrei Nach Liebe)
    8ROMAN + JULIA-DUETT
     (Hugh Grant + Drew Barrymore - Way Back Into Love)
    9ALEX BUHLS LIED: die Country-and-Western-Law-and-Order-Ballade
    10JULIAS LIED
     (Evanescence - You)
    11PSEUDO-FINALE
     (Nicole - Ein bisschen Frieden)
    12FNALE
     (John Lennon - Imagine)

    Die Szenenfolge zu "Roman und Julia" (in neuem Fenster)