Über das Stück „Erben ist nicht leicht“ von Walter G. Pfaus:
(gesehen am 1.4.2006 im St. Thaddäus-Pfarrsaal, Augsburg-Kriegshaber)

Die Theatergruppe „Rampenlicht“ führte mit „Erben ist nicht leicht“ eine Kriminalkomödie der besonderen Art auf. Denn wie oft gibt es nach einem Mord schon eine Art Aufklärungsregieanweisung des Opfers?
Aber der Reihe nach: Die reiche Lina von Haagen (Cristina di Valentin-Straub) hat sich schon immer viel mit ihrer eigenwilligen Verwandtschaft beschäftigt, die sich nicht ganz uneigennützig vor allem dann um die Tante kümmert, wenn ihr Tod und damit die Erbschaft in Aussicht steht. Mehrfach hat sie deshalb schon ihre „Lieben“ um sich versammelt, weil es angeblich mit ihr zu Ende gehe. Aber jedes Mal haben die Verwandten eine putzmuntere Tante angetroffen. Doch dann kommt es eines Tages anders. Die Familie trifft ein und die Tante wird vergiftet, die durchaus mit einer solchen Tat gerechnet hat. Wer allerdings der Mörder ist, muss erst ermittelt werden. Dazu kommen Kommissar Blum (Mario Ruetz) und die Notarin Laura Hoppe (Claudia Habereder) ins Haus. Das Besondere an diesem Fall: In einem Testament, das Lina bei ihrem Dienstmädchen Petra Himmel (Stephanie Förschner) hinterlegt hat und das die Notarin nun verliest, trägt die Tote noch viel zur Entlarvung des Täters bei. Und so werden nach und nach die einzelnen, meist sehr fragwürdigen Charaktere der Familie beleuchtet. Bevor der Fall aber gelöst wird, darf in der Spielpause das Publikum einen Tipp abgeben. Unter den richtigen Lösungen wird am Ende des Stücks ein Preis verlost; so entsteht sozusagen Spannung über das Stück hinaus.
Die Inszenierung arbeitet geschickt mit einigen Tricks; zum Beispiel blättert Lina am Anfang (noch zu Lebzeiten) in einem Album, das der Zuschauer auf einer Wand auch zu sehen bekommt. Bild für Bild wird ihm so Linas Verwandtschaft vorgeführt und es werden gleich auch noch zu jeder Person einige Kommentare abgegeben. Das Publikum geht also nicht unvorbereitet in die Mordgeschichte, hat Vormeinungen, welche die Einschätzungen der Tante wiedergeben. Erst danach wird die Geschichte mit dem Mord eröffnet. Es ist interessant zu erleben, wie genau sich die Tante mit ihrer Sippschaft auseinandergesetzt hat. Zugleich entsteht auf der Bühne ein herrliches Familienpanorama. Die ganze Vielfalt menschlicher Schwächen, von der Fress- und Trunksucht (köstlich das Ehepaar Wenzel, alias Daniela Gott und Thomas Ratzinger) über Habgier bis hin zu denkbar schlechtem Benehmen kommt hier zur Entfaltung. Bis auf wenige Ausnahmen erscheint der Mensch in seiner oft skurrilen Fragwürdigkeit auf der Bühne, die ihn aber gerade deshalb zu einem recht komischen Wesen macht, über das man herzlich lachen kann. Natürlich klappt dies nur, wenn die Schauspieler die verschiedenen Typen auch gut darstellen können. Und da hat Regisseur Werner Habereder eine wirklich geschickte Truppe herangebildet, aus der hier noch Caroline Wegmann als Afra Hörnle, Birgit Rink als Sonja von Haagen und Stefan Schlegel als Harald Musch lobend genannt sein sollen. Das Publikum war begeistert. Und in der Pause wurde tatsächlich heftig über den möglichen Mörder diskutiert. Die Idee, die Zuschauer aktiv in die Rolle eines Kommissars einzubinden, kam sehr gut an. Wir sind auf die nächsten Produktionen der Gruppe gespannt.

(Hans Martin Schipfel)


   
  Das Dienstmädchen Petra und der grobschlächtige Hubert Huber   Dienstmädchen Petra und die ewig hungrige Inge Wenzel
 

   
  Die attraktive Sonja von Haagen   Afra Hörnle
 

   
  Kommissar Blum   Blum denkt noch immer angestrengt nach.
 

   
  Eine wahrhaft angeschlagene Familie   Inge Wenzel, leicht verzweifelt
 

   
  Afra und Inge   Sonja mit Nasenbluten
 

   
  Auch Petra braucht Kühlung.   Alle Darsteller beim Schlussapplaus
 

   
  Bühnenabbau in Gemeinschaftsarbeit   Der Abbau zieht sich hin.
 

   
  Groß und Klein am Werk   Eintrittskarte
 

 
  Der Zuschauer darf mitmachen.