Über das Stück „Der Biberpelz“
(gesehen am 2. Februar 2006 im Parktheater Augsburg-Göggingen)

Die Diebskomödie „Der Biberpelz“ von Gerhart Hauptmann spielt im Berliner Raum zur Zeit der Septennatskämpfe am Ende der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts und ist in vier Akte eingeteilt; die Personen sprechen im Berliner Dialekt.

Die Hauptfigur der Geschichte ist die tüchtige Waschfrau Wolff (Doris Kunstmann), die in recht ärmlichen Verhältnissen lebt und ihre Familie, welche aus ihrem wenig energischen Mann Julius (Joachim Szaunig) und den Töchtern Leontine (Kristina Sahlin) und Adelheid (Ines Lammers) besteht, zu ernähren hat.

Als sie mit einem gewilderten Rehbock ihre Küche betritt, ist zumindest für den Zuschauer schnell klar: Frau Wolff ist nicht so brav und ehrlich, wie sie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Denn für die ehrlichste Haut wird sie auch von Herrn von Wehrhahn (Marten Sand), dem Amtsvorsteher des Dorfes, und vom Rentier Krüger (Eckhardt Bogda) gehalten. Aber Frau Wolff hat sogar Knüppelholz vor Krügers Haus gestohlen; als Täterin bleibt sie vom Rest des Dorfes bis zum Schluss unentdeckt. Zu dem Diebstahl ist es gekommen, weil ihre älteste Tochter Leontine, die bei Krüger als Dienstmädchen arbeitet, von ihrem Brotherrn weggelaufen ist, als sie nachts um elf Uhr noch hätte das Holz vor dem Haus hereinschleppen sollen. Das hat Leontine ihrer Mutter natürlich erzählt und diese macht sich, sobald ihre Töchter eingeschlafen sind, mit ihrem Mann auf den Weg, das Holz zu stehlen.

Leontine erzählt ihrer Mutter eines Abends auch, dass Frau Krüger ihrem Mann zu Weihnachten einen Biberpelz schenken wolle. Und da Wulkow (Frank Zielske), ein Schiffer, dem Frau Wolff ihre gestohlene Ware weiterverkauft, gesagt hat, dass er gern so einen Pelz hätte, geht sie ans Werk: Von Leontine hat sie einen Schlüssel zum Haus der Krügers und so kann sie leicht hineingelangen. Wulkow lässt ihr das versprochene Geld zukommen und fährt sofort mit seinem Kahn die Spree hinunter. Frau Wolff trifft ihn einige Tage danach in der Amtsstube, wo er die Geburt seiner Tochter anmeldet. Sie ist über die Begegnung zuerst entsetzt, weil sie fürchtet, der Diebstahl könnte aufgeklärt werden. Sie kann ihr Entsetzen jedoch geschickt verbergen und meldet beim Amtsvorsteher einen Vorfall, den in Wirklichkeit sie selbst arrangiert hat, um eine falsche Fährte zu legen. Und als wenig später Herr Krüger noch zu ihnen in die Amtsstube stößt, um den Biberpelzdiebstahl zu melden, wird heftig diskutiert, wer nur so dreist sein könnte und einen derart teuren Pelz stehlen würde. Da Herr von Wehrhahn sofort jemanden verdächtigt und nichts von Beweisen, die diesen entlasten könnten, hören will, fragt er sogar Frau Wolff, wer wohl der Dieb sein könnte. Doch sie macht keine genauen Angaben und so wird sie auch noch am Ende des Stücks von allen als die ehrlichste und anständigste Waschfrau der Welt gesehen.

Das Drama verdeutlicht anschaulich, welche Überlebensstrategien die einfachen Menschen dieser Zeit beherrschen mussten, um sich das Nötigste beschaffen zu können. Doris Kunstmann spielte die vitale, ein wenig skrupellose und doch auch mütterlich-menschliche Frau Wolff überzeugend. Köstlich verkörperte Marten Sand den Typus des arroganten und doch zugleich reichlich überforderten Beamten aus adeligen Kreisen. Und Frau Wolffs Töchter überzeugten als teils unterwürfige, teils äußerst raffinierte Gören. Sehenswert waren besonders auch ihre Einlagen vor dem Vorhang zwischen den Akten. Wir erlebten eine gute Inszenierung vor vollem Haus, die langen Beifall erntete.

(Stephanie Klier, Tamara Schober, Eva Thiel, alle Klasse 8b)



   
  Herr von Wehrhahn, der Amtsvorsteher, in seiner typischen Haltung   Frau Wolff und Herr Krüger gemeinsam im Amt
 

 
  Mutter Wolff kann sehr energisch werden