Über das Stück „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare:
(gesehen am 14. Dezember 2005 im Kulturhaus Abraxas)

Die Studenten beschlossen den Spielort, den Athener Wald, des Originalstücks in den indischen Dschungel zu verlegen. Dies zieht Konsequenzen für die Inszenierung nach sich, da man in der Welt der Geister die Inder und in den Athenern die englische Kolonialmacht sehen könnte. Theseus (Daniel Hunold), der Generalgouverneur der Kolonie Britisch-Indien, bei Shakespeare Fürst von Athen und verlobt mit Hippolyta (Eva Bendl), der Königin der Amazonen, repräsentiert die europäischen Machthaber. Auch Egeus (Tobias Jenert), Helena (Regina Langer), die den Demetrius (Fabian Münch), Demetrius, der die Hermia (Nora Schüssler), Hermia, die den Lysander (Stefan Reinbold), Lysander, der die Helena liebt, gehören zur ausländischen Elite. Am Hof herrscht eine starre Gesellschaftsordnung, eine feste soziale Hierarchie. Das Stück beschäftigt sich mit den Problemen, die daraus für das Verhältnis der Geschlechter resultieren. Hermia droht ein Opfer der patriarchalischen Gewalt zu werden. Sie darf nicht den Mann heiraten, den sie liebt, sondern soll den nehmen, den ihr Vater für sie ausgesucht hat. Doch die englische Macht hat ihre Grenzen. Sie endet im indischen Dschungel, welcher sich weder kontrollieren noch unterwerfen lässt. Hier regieren nur die Naturgewalten, personifiziert durch die indischen Elfen Oberon (Maximilian Wildgruber) und Titania (Marion Hauser). Sie sind ein gleichberechtigtes Paar, das sein Leben selbst bestimmt. Im Regenwald wird die Ordnung verkehrt. Die englischen Adeligen, die sonst über die Inder herrschen, werden zu Marionetten der indischen Geister. Doch im Gegensatz zu den Briten verhält sich Oberon ihnen gegenüber wohlwollend. Er erbarmt sich der Liebenden und lässt durch den Diener Puck (Ida Henze), nachdem dieser durch Schelmerei zuerst das Blatt gewendet und neue Verwirrungen angerichtet hat, durch einen Zaubersaft die früheren Verhältnisse wieder herstellen. Der Handwerker Zettel (Martin Gah) kommt mit einigen Gesinnungsgenossen in den Wald, um ein Festspiel zu proben, das bei der Hochzeitsfeier von Theseus und Hippolyta aufgeführt werden soll. Puck vertreibt die Handwerker. Oberon benutzt aber den einfältigen Zettel, um seiner Gemahlin einen Streich zu spielen. Er lässt auf Titanias Augen von dem Liebeszaubersaft tröpfeln, und so verliebt sich die Feenkönigin in den mit einem Eselskopf versehenen Zettel. Schließlich löst Oberons Lilienstab alle Verwicklungen und Zaubereien. Theseus‘ Hochzeit wird gefeiert, die Handwerker führen ihre groteske Tragikomödie von Pyramus und Thisbe auf. Doch mit dem Verlassen des Waldes begeben sich die zwei Paare Demetrius und Helena sowie Hermia und Lysander wieder in ihre Welt zurück und treffen glücklicherweise auf einen gnädigen Theseus, der zeigt, dass auch hier durchaus noch menschlich gehandelt werden kann. Oberon selbst feiert mit Titania seine Versöhnung.

Abschließend möchten wir noch anmerken, dass die Inszenierung uns Schülern wie auch den Begleitlehrern sehr gut gefallen hat. Hervorzuheben sind dabei besonders die schauspielerischen Leistungen aller Mitwirkenden, besonders die Lebendigkeit und die Komik, die zum Beispiel durch die überzogenen Gesten des Handwerkers Zettel entstanden. Auch Puck, dem der Schalk nicht nur im Nacken, sondern immer wieder auch ins Gesicht geschrieben stand, brachte das Stück in Schwung. Obwohl das Bühnenbild nur aus wenigen Stellwänden bestand, breitete sich Dschungelatmosphäre aus. Wir fanden diese Inszenierung sehr gelungen und würden sie auf alle Fälle weiterempfehlen.

(Vanessa Ehmann, Teresa Müller, Simone Sauer (alle 11 n))

   
  Theseus (Daniel Humold) und Hippolyta (Eva Bendl), Herzog und Königin aus Athen wollen heiraten.   Die Königin der Elfen, Titania (Marion Hauser) hat sich in den als Esel verzauberten Handwerker Zettel (Martin Gah) verliebt.
 

   
  Die englischen Adligen: v.l.: Hermia (Nora Schüssler); Helena (Regina Langer); Lysander (Stefan Reinbold); Demetrius (Fabian Münch)   Oberons vertrauter Elf - Puck (Ida Henze)