Über die Tragödie „Die Gefahr“ von René-Jean Clot:
(gesehen am 25. November 2006 im Dachtheater in der Schlossmühle zu Mering)

Das Neue Theater Mering führte das Stück „Die Gefahr“ des französischen Dramatikers René-Jean Clot auf, in dem es um Mobbing gegen eine Lehrerin geht, die einmal unter einer psychischen Erkrankung gelitten hat.
Madame Langlois (Anja Smetana) ist eine engagierte und vor allem einfühlsame Lehrerin, die Kinder ernst nimmt, ja liebt und sie nicht wie mancher ihrer Kollegen als bloße Erziehungsgegenstände betrachtet. Wegen ihrer kindernahen Methoden wird sie allenthalben geachtet, bis eines Tages bekannt wird, dass sie vor Jahren in einer psychiatrischen Anstalt ein Gemütsleiden kuriert hat. Zwar ist sie von dort als vollständig geheilt entlassen und ohne Einschränkungen in den Schuldienst übernommen worden, aber fortan wird ihr Leben an der Schule zur Hölle. Denn viele Kollegen wollen sie nicht weiter als Lehrerin neben sich dulden, wohl auch deshalb, weil Mme. Langlois in besseren Tagen von ihren Vorgesetzten sehr geschätzt und wegen ihres angenehmen Aussehens verehrt worden ist. Der Direktor Lebel (Andreas Gärtner) versucht denn auch alles, um die Hetze gegen die Lehrkraft zu beenden, und noch zwei weitere Kollegen stehen zu ihr (einer allerdings ohne irgendein Risiko ihretwegen einzugehen). Aber die Allianz von missgünstigen Kollegen und scheinheiligen Schülereltern, die eine völlig haltlose Beschwerde gegen Mme. Langlois eingereicht haben, ist stark. Freilich trägt die zwar nicht kranke, aber in ihrem Verhalten ungewöhnliche und vor allem in ihren Prinzipien kompromisslose Mme. Langlois nicht unerheblich zu den Aversionen gegen sie bei. Aus eigentlich nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen haben die Kollegen vor ihr Angst. Schon bald trifft die Schulrätin (Ingrid Martin) ein, um die Vorgänge zu untersuchen. Sie erlebt eine kämpferische Lehrerin mit zum Teil sehr unkonventionellen Ansichten und kommt trotz aller Fürsprache des Direktors zur Ansicht, dass die Dame tatsächlich an der Schule nicht haltbar sei. Der angesehene Kollegiumsälteste Monsieur Fraipoint (Stefan Grundei) gibt mit seinen belastenden Aussagen den Ausschlag. Die Langlois wird mit sofortiger Wirkung aus dem Dienst entlassen. Sie stürzt sich deshalb aus dem Fenster ihres Klassenzimmers in den Tod. Erst jetzt kommen einige Kollegen zur Besinnung und erkennen, wie weit sie es mit ihren Attacken kommen haben lassen.
Die Regisseure Markus Schwab, Ingrid Martin und Sabine Hirsch haben das Stück sehr eindringlich inszeniert. Zu sehen ist in der Mitte des Theaterraumes ein Lehrerzimmer, in dem auch der Direktor amtiert. Nur eine Tür, gegenüber ein Fenster und dazwischen der Lehrertisch und das Schulleiterpult reichen als nüchternes Ambiente für einen Kampfplatz, in dem eine Kollegin letztlich hingerichtet wird. Die verschiedenen kleinkarierten, aber gelegentlich auch edlen Lehrertypen werden fast durchweg sehr treffend und realitätsnah gespielt. Anja Smetana verkörpert die unnahbare, Angst einflößende, aber auch kinderliebe und begehrenswerte, in jedem Falle andersartige Lehrerin Langlois sehr glaubwürdig. Und Andreas Gärtner verkörpert den zwischen allen Stühlen sitzenden Direktor hervorragend. Die Tragödie ist ein Musterbeispiel für die zerstörerische Kraft von Vorurteilen, Mobbing und Eifersüchteleien. Man sollte das Stück öfters zu sehen bekommen.

(Hans Martin Schipfel)

   
  Die ungewöhnliche Bühne   Madame Langlois (Anja Smetana)
 

   
  Mme Langlois mit einem Verehrer   Mme Langlois: engagiert, aber unnahbar
 

   
  Mme Langlois: einfühlsam gegenüber Schülern   Direktor Lebel im Gespräch mit Mme Langlois
 

   
  Mme Langlois und ihre schärfste Gegnerin Mme Leprince   Mme Leprince
 

   
  Direktor Lebel   Fraipoint mit seinen Notizen über Mme Langlois
 

   
  Fraipoint (Stefan Grundei)   Die Schulrätin untersucht den Fall Langlois.
 

   
  Die Langlois im Gespräch mit der Schulrätin   Direktor Lebel verteidigt Mme Langlois vor der Schulrätin.
 

 

   
  Kollegengerede über die Langlois   Verzweifelter Kollege nach dem Selbstmord der Langlois
 

 

   
  Entspannung nach der Probe   Probenatmosphäre
 

 

   
  Programm   Eine Eintrittskarte