Über das Stück „Frauenpower“ Wahlkampf in drei Akten von Bernd Gombold:
(gesehen am Sonntag, 26.03.06 im Sportheim des SSV Margertshausen)

Durch einen netten Einfall wird der Zuschauer sogleich auf die Handlung des Stückes eingestimmt: Jeder bekommt am Eingang einen wahlkampftypischen Kugelschreiber (Plastik, rot, mit Frauenpower-Aufdruck) überreicht, bevor ein Amtsdiener – wie in alten Zeiten die Schelle schwingend – die Vorstellung einläutet.
In einer nicht näher definierten Ortschaft (es könnte ja auch wirklich überall gewesen sein) stehen Gemeinderatswahlen an. Was vordem ein wohl eher langweiliger Routinevorgang gewesen sein dürfte, entwickelt sich zu einer brenzligen Situation für den Bürgermeister und seinen Gemeinderat. Es gibt plötzlich neue Kandidaten - und zwar eine ganze Frauenliste. Da kommt Unruhe auf. In langen Jahren oppositionsfreier Machowirtschaft haben die Herren nämlich so manchen lockeren Schritt seitab vom geraden Amtswege getan (wie zum Beispiel einen „dienstlichen“ Ausflug nach Hamburg mit lebhaften Erinnerungen an die Reeperbahn), weshalb sie nun nicht nur Enthüllungen fürchten, sondern vor allem den Verlust der bisherigen großen Freiheit im Schalten und Ver-Walten. Beide Parteien - die pikanterweise durch eheliche Bande mehrfach mit der anderen Seite verknüpft sind - möchten unbedingt die Pläne des Gegners erfahren. Dazu wird ausgehorcht, an Türen gelauscht, sich verstellt und ver-und entkleidet, dass es eine (Lach-)Lust ist. Es gibt wohl kaum einen Gag, der dabei ausgelassen wird.
Dreh und Angelpunkt des Treibens ist die Gaststube der Rathauswirtschaft, deren Pächter Paul, ein schmuddeliges, schlitzohriges Original und unerschöpflicher Quell der Komik (mit fließenden Übergängen zum Klamauk) die besonderen Akzente setzt.
Natürlich - schließlich ist man ja in einem Lustspiel - bekommt die Gemeinde am Ende einen ordentlichen Rat, die Ehepaare versöhnen sich , die Liebenden kriegen sich und die Zuschauer haben einen richtig schönen Abend verlebt. Besonders erfreulich: Das nächste Frühjahr kommt bestimmt und bestimmt auch wieder ein neues Stück der Theaterfreunde Margertshausen.

(Henrik Schlobat)