Über das Stück „Weiberwirtschaft- 10 Jahre später“ von Monika Hirschle:
(gesehen am 24. November 2006 im Pfarrsaal „Zur Göttlichen Vorsehung“ in Königsbrunn)

Die Kleine Komödie Königsbrunn brachte zur Abwechslung einmal ein fast reines Frauenstück zur Aufführung. Norbert Goldbach inszenierte die „Weiberwirtschaft – 10 Jahre später“ der Stuttgarter Autorin Monika Hirschle aus dem Jahre 2004. Es geht darin um die ernüchternde Lebenszwischenbilanz von vier Freundinnen, die sich nach Jahren zufällig auf einer Schönheitsfarm begegnen.
Annette, Barbara, Regine und Bea haben einst – zehn Jahre ist es her – in einer Wohngemeinschaft zusammengelebt, sich dann aber völlig aus den Augen verloren. Die Freundinnen, damals noch jung und voller Zukunftspläne, sind ein wenig in die Jahre gekommen, sodass sich einzelne erst bei näherem Hinsehen erkennen. Das Wiedersehen ereignet sich auf einer sog. Schönheitsfarm, auf der Annette als Therapeutin arbeitet. Die anderen wollen dort ein paar Tage entspannen und es sich gutgehen lassen. Welcher Zufall, dass sich die komplette ehemalige WG hier trifft! Man kurt, hat seine Anwendungen und Massagen und reichlich Zeit für Unterhaltungen. Dabei stellt es sich schnell heraus, dass sie alle nicht nur sichtbar älter geworden sind, sondern auch sonst vom Leben gezeichnet und nicht recht glücklich sind. Keine hat eine intakte Beziehung, alle leiden mehr oder weniger darunter, dass sie nicht das verwirklichen konnten, was sie sich einst vorgenommen haben. Regine ist zwar verheiratet, hat aber ihre Berufswünsche aufgegeben und ist nun nur noch ein schikaniertes Anhängsel ihres Mannes, Barbara hat als Schauspielerin nie Erfolg gehabt und lebt nur von kleinen Werbungsauftritten, Bea ist zwar Lehrerin in gesicherter Position, leidet aber unter dem Stress ihres Berufes, den sie sich mal anders vorgestellt hat. Und auch Annette hat erhebliche Abstriche von ihren Berufsplänen machen müssen. Als allein erziehende Mutter hat sie es außerdem nicht leicht. Man scherzt und albert miteinander, macht sich ab und zu über die allzu naive Regine lustig, ist sich aber der Tatsache wohl bewusst, dass der eher triste Alltag die kleine Erholungsphase auf der Farm bald wieder verdrängt haben wird. Die Frauen verabschieden sich zwar mit der Beteuerung, die Kontakte nicht wieder abbrechen zu lassen, aber eine gewisse Trauer liegt über der Szenerie am Ende. Dass es vielen Frauen genauso ergeht wie den vier Freundinnen zeigt die Ankunft der nächsten Welle von Farm-Kundinnen.
Der Zuschauer kann zwar über vieles lachen, aber dennoch verbreitet das Stück einen etwas bitteren Nachgeschmack. Die Midlifecrisis der Damen ist überdeutlich und stimmt bei aller komischen Unterhaltung ein wenig nachdenklich. Deshalb ist die Darbietung auch sehenswert, weil sie eben nicht nur billiger Klamauk um ein paar merkwürdig verschrobene “Weiber“ ist, sondern an ein Fundamentalproblem menschlicher Existenz erinnert. In darstellerischer Hinsicht überzeugte vor allem Manuela Hauck als Regine, die als Debütantin die Karikatur einer liebenden Ehefrau hervorragend präsentierte. Die eher derb-komischen Rollen im Damenquartett spielten recht natürlich und glaubwürdig Karin Hofmann und Christel Deponte. Eine Frau mit Haltung, aber auch einigen Ticks verkörperte passend Anschi Lukawsky als Annette. Wohin es mit den Damen kommen kann, war in Form der schrullig-trampelhaften Frau Seliger zu sehen, die auf sehr drollige Weise von Maria Schubert gespielt wurde. Auch die nur noch nörgelnde Wohnungsvermieterin Bürzle (Gabi Meindl) vermittelte eine wenig erfreuliche Altersperspektive. Männer hatten in diesem Stück nichts zu suchen. Außer dem Hausdiener Hans (Dieter Glass), der fast nichts sagen, sondern nur arbeiten durfte, war keiner zu sehen. Die Kleine Komödie bewies einmal mehr, wie vielseitig ihr Repertoire ist. Wir werden sicher wieder einmal kommen!