Über das Stück „Lügen haben junge Beine“ :
(gesehen am 13. Mai 2006 im Pfarrsaal der Gemeinde „Zur Göttlichen Vorsehung“)

Die „Kleine Komödie Königsbrunn“ spielte das Lustspiel „Lügen haben junge Beine“ von Ray Cooney. Es geht darin um die Schwierigkeiten eines Bigamisten, dessen Doppeleheleben durch einen Zufall entdeckt zu werden droht. Inszeniert wurde das Stück von Karin Hofmann.
John Smith (Thomas Schmid) ist Taxifahrer in London und leistet sich zwei Ehefrauen, die nichts voneinander zu wissen scheinen. Mary (Petra Weiß) und Barbara Smith (Karin Trovato) haben jeweils ein Kind, die eine ein Töchterchen namens Vicky (Evelyn Schierlinger), die andere Gavin, einen Jungen (Alexander Zittenzieher). John ist eifrig darum bemüht, die beiden Familien voneinander fern zu halten und sich den Tag so einzuteilen, dass er beiden Frauen ein geregeltes Eheleben bieten kann. Das geht 18 Jahre lang gut. Nur der Untermieter Stanley Gardner (Detlef Schubert) weiß über das gefährliche Treiben seines Freundes John Bescheid. Dann gefährdet ein ungeheuerer Zufall Johns Doppelleben. Die beiden Kinder begegnen sich über das Internet. Sie wollen sich persönlich kennen lernen; dazu will Gavin Vicky besuchen. Als sie sich bei dieser Gelegenheit ihre Familienmitglieder beschreiben, fällt ihnen auf, wie unglaublich ähnlich ihre Väter sind (gleicher Name, gleiches Alter, gleicher Beruf). Als Vicky zu Hause Gavins Besuch ankündigt und dabei die sensationellen Übereinstimmungen der Väter erwähnt, verhält sich John äußerst merkwürdig; er will den Besuch Gavins und die sich anbahnende Beziehung unter allen Umständen vermeiden. Da seine Tochter aber stur auf der Begegnung beharrt, kommt es zu unglaublich komischen Aktivitäten und Lügen des Vaters, der natürlich alles unternimmt, um sein Doppelfamiliendasein zu retten. In dieses Verwirrspiel wird Stanley hineingezogen, der eigentlich mit seinem schon etwas schrulligen und verwirrten Vater in den Urlaub nach Cornwall hätte fahren wollen. Stanley muss zeitweise sogar die Rolle des John Smith in dem Familiendrama spielen, was wiederum besonders schwierig ist, als sein Vater im Hause erscheint und die Lage überhaupt nicht durchschaut. Als John schließlich völlig entnervt aufgibt und seinen beiden Frauen die Wahrheit über sein Doppelleben gesteht, stellt es sich heraus, dass die beiden seit vielen Jahren voneinander gewusst und das fragwürdige Spiel ihres Gatten toleriert haben. Und als der erleichterte John zu bedenken gibt, dass die beiden Kinder sich wegen des gemeinsamen Vaters dennoch nicht zu gut verstehen dürften, winkt Mary ab und gibt zu, dass Töchterchen Vicky einem Seitensprung mit Stanley zu verdanken ist. Das Happy End ist also perfekt.
Die „Kleine Komödie“ zeigte in dieser Aufführung die hoch entwickelte Schauspielkunst ihrer Darsteller. Die Situationskomik war umwerfend, das Publikum lachte Tränen, und das war die Folge eines perfekten Auftrittstimings, einer sehr unverkrampft-lockeren Spielweise, großer Textsicherheit, aber auch einer sehr durchdachten Regie. Dabei überzeugten nicht nur die langjährigen Ensemblemitglieder, sondern auch die drei Neulinge. Besonders Dieter Glass spielte den kauzigen „Dad“ des Untermieters Stanley köstlich. Die zwei Spielebenen in einem Zimmer führten zu keinerlei Verwirrung; trotz allen - auch örtlichen - Verwicklungen war der Zuschauer jederzeit auf der Höhe des Geschehens. Das Stück fand großen Zuspruch, die Bestuhlung des Pfarrsaals musste sogar erweitert werden. Als Fazit darf man feststellen: Der Besuch dieser Vorstellung hat sich wirklich gelohnt.