Über das „Kabarett 2006“:
(gesehen am 22. Februar 2006 in der Augsburger Puppenkiste)

Neben den Kinderaufführungen wie „Rumpelstilzchen“ oder „Der Räuber Hotzenplotz“, durch welche die Augsburger Puppenkiste berühmt geworden ist, bietet das Ensemble jährlich ein neu zusammengestelltes Kabarett. In diesem Jahr ist das Programm mit vielen Anspielungen auf die Großereignisse des Jahres, die Fußball-WM 2006 in Deutschland und das Mozartjahr, gespickt. „Soccer meets Mozart“ ist das Motto des Programms. So beginnt das Kabarett ganz im Stile eines Fußballländerspiels mit der deutschen Nationalhymne. Die Mannschaft der Puppenkiste steht genau wie viele unserer Nationalspieler in der Realität desinteressiert in einer Reihe, wobei einzelne Spieler mit den typischen Zügen von Fußballberühmtheiten die Farce dieser Nationalspektakel verdeutlichen. Nach dem Abtritt der Trikotträger erscheint Kasperl (geführt und gesprochen von Theaterchef Klaus Marschall persönlich), der das Publikum durch den gesamten Abend führen wird. Mit seinem derben Humor würzt er den Abend auf besondere Weise und präsentiert dem vollen Haus etwa 40 Nummern, die sowohl politische Parodien und kleine Sketche als auch volkstümliche Witze, Tanz- und Musikeinlagen umfassen. Den roten Faden wirft hierbei natürlich die WM ab, die auf verschiedene Weise thematisiert wird. Die oft ziemlich albernen Witzchen werden durch die hohe Kunst des Puppenspielens kompensiert, denn die aufwändig gearbeiteten und hervorragend bewegten Marionetten sowie die ständig wechselnden Kulissen lassen den Inhalt der Nummern oft in den Hintergrund treten. Um den häufigen Kulissenwechsel zu ermöglichen wird zwischen den einzelnen Szenen das Licht gelöscht und das Publikum auditiv mit Witzen unterhalten. Dass diese Unterbrechungen sehr kurz ausfallen, ist einer guten Organisation und Technik zu verdanken. Zu einer Besichtigung des Backstagebereichs während der Pause lädt das Kasperl ein, gewährt dem Zuschauer hiermit Einblick in diese Technik und gibt die Möglichkeit, die kunstvoll in Handarbeit geschnitzten Holzfiguren aus der Nähe zu betrachten. Aber genau dieser Blick auf die Arbeit der Puppenspieler vermittelt eine Ahnung von der Mühe, die das professionelle Puppenspiel bereitet. Um diesen Eindruck noch zu verstärken, wird während einiger Szenen ein zweiter Vorhang über der Bühne geöffnet, der den Blick auf die arbeitenden Künstler freigibt, die zum Teil zu dritt an einer Puppe arbeiten um dieser Leben einzuhauchen. Speziell dieser Akt des Puppenspielens wird thematisiert, als in einem von fluoreszierendem Licht erhellten schwarzen Raum eine Puppe von ihren Fesseln befreit wird: Eine weiße Hand durchtrennt mit einer Schere die Fäden der Puppe und hilft ihr auf, was die Puppe veranlasst sich frei von ihren Fesseln zu bewegen. Nachdem das Team mit diesen und vielen weiteren Leistungen, wie dem Tanz eines Pferdes mit einer Ballerina oder einem Fußball spielenden Mönch, der durch sichtbare Menschen bewegt wird, sein Können demonstriert hat, verabschiedet sich das Kasperl vom Publikum und entlässt es mit einer Szene, die den Umzug einer Stadtkapelle darstellt. Das Publikum war von den Darbietungen des 18-köpfigen Ensembles begeistert. Klaus Marschall, der Theaterchef, kann einen weiteren Erfolg verbuchen. Kein Wunder, dass man auf Karten für die Kabarett-Aufführungen mehrere Wochen warten muss. Man sollte sich davon nicht abschrecken lassen.

(Sandra Deimann, Robert Drewnick, Nicole Iltgen, alle K 12)

   
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