Über das Musical „Goscior – Der Zwischenweltler“:
(gesehen am 26.5.2007 in der Komödie zu Augsburg)

Holger Seitz inszenierte mit dem Musical „Goscior“ von Frank Felicetti eine Geschichte von Kobolden, die in einem äußerst sympathischen Kontrast zu den Menschen stehen, weil sie einen natürlichen Zugang zum Leben und den elementaren Werten im Miteinander haben. „Goscior“ ist für uns Königsbrunner aber schon deshalb sehenswert, weil mit Florian Tilscher, Sina Abel, Daniel Ostermann und Florian Haas vier Schüler unseres Gymnasiums an der Produktion als Schauspieler oder als Musiker mitwirken.
Georg (Nikolaij Janocha), inspiriert durch ein nächtliches Erlebnis in früheren Jahren, ist seitdem auf der Suche nach der Welt der Elfen und Kobolde. Zusammen mit seiner Freundin Maria (Leonie Merlin Young), die für seine Leidenschaft allerdings kein großes Verständnis hat, sucht er nach Anhaltspunkten für das Versteck eines Zaubersteins, aus dem die Kobolde ihre Kraft ziehen. Tatsächlich findet er einen solchen und ist eben im Begriff, sich mit dem Stein zu entfernen, als das erboste Volk der Kobolde über ihn herfällt. Es gelingt Georg gerade noch, den Stein unbemerkt Maria zu übergeben, die mit diesem nach langem Umherirren den Wald verlässt und nach Hause gelangt. Georg aber wird von den Kobolden für seinen Frevel bestraft. Zwar mildert Rinja (Verena Zengerle), die Georg und Maria genau beobachtet hat, den Zorn der Kobolde auf den jungen Mann ein wenig ab, doch Georg wird dennoch zu Goscior, einem Zwischenweltler, halb Mensch, halb Kobold verwandelt, der vor allem in einer den Menschen nicht verständlichen Sprache redet. Kaum ist Goscior sich selbst überlassen, will er Maria und den für die Kobolde so wichtigen Stein suchen, auch wenn Dollok (Vladimir Korneev) ihm davon abrät, weil er Gosciors Probleme bei „seinen“ Artgenossen voraussieht. Und wirklich wird der Zwischenweltler von den Menschen schmählichst behandelt. Sie lachen über ihn, treten und schlagen ihn und machen sich nicht einmal ansatzweise die Mühe, sein Anliegen zu verstehen. Goscior erfährt aus seiner Halbkoboldsicht das ganze Elend der gestressten, arroganten, dem Technikwahn, Geld und Genussdenken verfallenen „zivilisierten“, aber herzlosen Menschheit. Das schlimmste Exemplar dieser fragwürdigen Gattung ist Marias Bruder Olaf (Florian Tilscher), der übrigens seiner Schwester den erbeuteten Stein sofort abgenommen und in eine Vitrine gestellt hat. Es versteht sich, dass Goscior bei ihm keinerlei Hilfe erwarten kann und in eine üble Lage gerät. Weil er bei dieser Gelegenheit aber seinen Beschützer Dollok vor Olafs Stromattacken retten kann, hat er sich ein Anrecht auf Rückverwandlung in einen Menschen erworben. Dieser Prozess dauert aber lang und ein Erfolg ist nicht gewiss. Inzwischen versuchen die Kobolde erneut, ihren Stein zurückzuholen, geraten aber gegen Olaf in schlimmste Schwierigkeiten. Rechtzeitig erscheint der stark veränderte Goscior, der seine Kobold-Freunde rettet und sich entschließt, mit Rinja bei den Kobolden zu leben. Zusammen mit Goscior wollen diese nun ihr Schattendasein in der Natur aufgeben und sich – wie früher schon – in die menschlichen Belange einmischen.
Das Musical ist eine fantastische Komposition von Farben, Bewegungen und Tönen. Die Naturwelt der Kobolde kennt nichts Steifes oder Gezwungenes. Alle Wesen sind Teil eines Ganzen, eines harmonischen Miteinander, in das sogar die Orchestermitglieder optisch einbezogen sind. Die Kobolde sind als Nachtwesen die wahren Menschen mit Gefühl und Herz, während die verstandesbetonten Tagwesen kalt, abweisend und hochgradig unnatürlich wirken. Die vielen jugendlichen Schauspieler verkörpern diese beiden Welten erstklassig. Besonders Vladimir Korneev als Dollok spielt seine Rolle perfekt, aber auch Florian Tilscher als Inbegriff der degenerierten Gegenwelt wirkt in seiner Arroganz glaubwürdig und oft treffend komisch. Einige Darsteller können sogar als Sänger überzeugen, auch wenn hier teilweise die Grenzen ihrer Musicalkunst erkennbar sind. Eine rundum gelungene Produktion, für die man Holger Seitz nur danken kann!

(Robert Sturm (K13) und Hans Martin Schipfel)


   
  Georg in der Welt der Kobolde   Wild, aber sympathisch: die Kobolde
 

   
  Georg ist zu Goscior, dem Zwischenweltler, geworden   Ohne die Hilfe der Kobolde wäre Goscior verloren.
 

   
  Diesmal muss Goscior seinem Kobold-Freund helfen.   Die Welt der Menschen: kalte Geschäftsleute
 

 
  Und noch einmal im schaurig-schönen Wald