Über der Komödie „Blütensturm im Spätfrühling“ von Sina Abel:
(gesehen am 4. Juni 2007 im Hoffmann-Keller zu Augsburg)

Die Fortsetzung des Stücks „ Die Rentnergang“ handelt in Brasiliens Metropole Rio, wo es sich die Rentner nach ihrem Bankraub in Göttelborn gutgehen lassen wollen, aber vielfältigen Nachstellungen ausgesetzt sind.
Fünf Rentner - Knut, der sechste, hat sich von ihnen nach seinem Lottogewinn abgesetzt – leben in Rio über ihre Verhältnisse. Vom Geld aus dem Bankraub ist nicht mehr viel übrig, sodass sie sich mit der Frage befassen müssen, wie sie an neues gelangen können. Gleichzeitig ist ihnen Kommissar Gustav Samonig (Manfred Schuirer) auf den Fersen, der allerdings ohne großen Erfolg nach einer Sechserbande sucht. Und auch die Altenpflegerin Erika Semmelmeyer (Gertrud Bauer) stellt der Gang nach, in der trügerischen Hoffnung, noch an das Raubgut der Senioren gelangen zu können. Auch Linda Neubauer (Agnes Stange) ist unterwegs, die wiederum ihrer Stiefschwester, der Altenpflegerin Semmelmeyer, übel zusetzen will, weil diese sie um ihr Erbe gebracht hat. Und auch das Seniorenpärchen Albertha und Rudi Kabelsbach (Christa Oberländer / Achim Kindel), das eine Menge Falschgeld „waschen“ will, sorgt für weitere Verwirrung auf der Bühne. Als besonders intrigant und skrupellos erweist sich die Altenpflegerin, die in Rio in der Doppelrolle als Finanzberaterin Ursula Vonnöten und Kommissars-Assistentin Ludmilla Galoczek auftritt.
Die Altenpflegerin in der Verkleidung als Finanzberaterin Vonnöten will die Senioren zu einer hochgradig verlockenden, aber völlig unseriösen Geldanlage bewegen, um auf diese Weise an deren Raubgeld zu kommen. Andererseits jubelt das Pärchen Kabelsbach derselben Beraterin ihr Falschgeld unter. Der Gewinn wäre dann gewaschenes Geld, das die beiden bedenkenlos verwenden könnten. Die Rentner haben zwar ihr Geld verbraucht, hören sich aber gern die hohen Renditeversprechungen der Beraterin und ihrer Assistentin Lisa Engelhardt (Vanessa Schäfer) an. Die Rentner überlegen sich, ob sie nicht mit Lindas Geld (Willi hat sich an sie herangemacht) die versprochene Vermögensverdoppelung riskieren sollen. Per Zufall erfahren sie aber, dass sie nach erfolgreicher „Abzocke“ sogar ermordet werden sollen und dass interessanterweise sogar Herr Kabelsbach mit Frau Vonnöten zusammensteckt, wovon noch nicht einmal seine eigene Gemahlin etwas weiß. Sie drehen den Spieß um und schmieden ein Mordkomplott gegen Herrn Kabelsbach und die Altenpflegerin. Nach einigen turbulenten Szenen löst sich der Fall aber auf und nur die entsetzliche Frau Vonnöten / Semmelmeyer bleibt auf der Strecke.
Die Geschichte nimmt auf komisch-satirische Weise einige Phänomene der heutigen Zeit aufs Korn: Altersarmut und -sicherung, fragwürdige Finanzanlagen usw. sind reale Probleme, die in Zukunft steigende Bedeutung haben werden. Die Alten nehmen sich selbst mit ihren Schrullen, ihrer Naivität, Hilflosigkeit und Hinterlist, aber auch die Finanzhyänen, Pflegedienste und sogar die reichlich hilflos wirkende Polizei aufs Korn. Dabei ergeben sich amüsante Szenen, wenn z.B. Willi bübisch flirtet, eine Seniorin trampelhaft die Toilette aufsucht, Demenzanfälle gespielt werden, seltsame Gespräche über eine Gebärmutterverengung in jungen Jahren geführt, Altersalkoholismus und -homosexualität angedeutet werden. Der Szenenwechsel erfolgt teilweise so rasch, dass die Senioren fast ununterbrochen in Bewegung sind. Sie führen ein wahrlich aktives Bühnen-Leben; die klischeehaften Erwartungen des Zuschauers von einem ruhigen Strandleben in warmen Gefilden werden enttäuscht. Die Komik der Handlung basiert auf dem unauffällig-harmlosen Erscheinungsbild der Senioren und ihrer realen Agilität und Verschlagenheit. Ein unterhaltsames Stück, an dem man auch als junger Mensch seinen Spaß haben wird! Sina Abel, eine ehemalige Schülerin / Schauspielerin am Gymnasium Königsbrunn und jtt-Mitglied, hat mit dieser Inszenierung ihr Regie-Talent bewiesen.

   
  Rudi und Albertha Kabelsbach fallen Kommissar Gustav Samonig und seiner Assistentin (v.l.) auf die Nerven.   Die Rentnergang feiert in Rio. Willi ist der Hahn im Korb.
 

   
  Die Rentnergang und die Kabelsbachs bei einer scheinbar harmlosen Unterhaltung   Man studiert eine verlockende Geldanlage.
 

 
  Bedrohung durch die Altenpflegerin Semmelmeyer: Das hätte dumm ausgehen können!