Über den Schwank „Der Dorfloder“ von F. L. John:
(gesehen am 15. Oktober 2005 im Roncalli-Haus in Augsburg-Göggingen)

Der Bauer Simon Krautschlögel (Horst Scherer) und seine Frau Stasi (Ingrid Kraus) sind recht unglücklich über die Entwicklung ihres Neffen Xaver Steiger (Oliver Maier), den sie eigentlich als Hoferben ausersehen hatten. Der aber ließ schon früh erkennen, dass er kein Mann fürs Dorfleben war, sondern Schauspielblut in sich hatte. Deshalb ist er in eine Großstadt gezogen und hat Karriere am Theater gemacht. Onkel und Tante halten weder viel von ihm, noch von der Schauspielerei ganz allgemein und wollen nichts mehr von ihrem Neffen wissen. Nach vielen Jahren zieht es Xaver in sein Heimatdorf zurück, vor allem auch weil es ihm die Ziehtochter der Krautschlögels namens Marei (Katharina Scheibele) angetan hat. Doch Simon und Stasi wollen ihn nicht sehen, als aus einem Brief an Marei Xavers Eintreffen bekannt wird. Der Bauer ist sich auch ganz sicher, dass aus seinem Neffen kein guter Schauspieler geworden sein kann. Aber Xaver findet Hilfe bei Marei und dem alten Knecht Blasi (Sepp Frühholz). Er will Onkel und Tante sein Schauspieltalent beweisen, und als der Bauer erkrankt und nach einem Arzt rufen lässt, schlüpft Xaver in die Rolle eines Professors, der angeblich gerade im Dorf weilt, besucht den Bauern, untersucht und behandelt ihn wie einen Schwerkranken und nimmt so ein wenig Rache an seinem vorurteilsbehafteten Onkel, den er gnadenlos ins Bett schickt und auf Hungerdiät setzt. Als sich herausstellt, dass der Bauer in frühen Jahren einmal einen Fehltritt begangen und dabei eine junge Frau geschwängert hat, bietet sich Xaver sogar noch die Gelegenheit, auch diesen Sohn zu spielen, von dem allerdings die Bäuerin Stasi bisher nichts gewusst hat. Auch die Bäuerin selbst – so weiß der Knecht zu berichten – hat früher einmal ein kurzes Verhältnis zu einem einquartierten Soldaten gehabt. Diese Schwächen der sonst so biederen Bauersleute sind nun der Hebel, um sie den Heiratswünschen Xavers und Mareis gefügig zu machen. Xavers Machenschaften fliegen erst auf, als schließlich auch noch Barbara Schindelhofer, die von Simon geschwängerte Frau (Sabine Saule), auf dem Hof erscheint und klarstellt, dass der vermeintliche Sohn schon als Kind verstorben ist.

Der Schwank spielt in der Bauernstube der Krautschlögels, die von Alfred Gleich und Armin Weser aufgebaut worden ist. Er lebt vor allem vom komischen Talent Horst Scherers und Oliver Maiers. Scherer als grantiger und ewig nörgelnder Bauer ist sehenswert. Oliver Maier als Halbwüchsiger in kurzen Lederhosen wirkt auf der Bühne urkomisch. Und auch Sepp Frühholz in der Rolle des kauzigen Knechts sorgt immer wieder für Heiterkeit. Wenn auch der Inhalt des Stücks nicht sehr tief geht, so werden doch Vorurteile und Scheinheiligkeit in einer ansonsten so intakt erscheinenden bäuerlichen Welt recht deutlich an den Pranger gestellt. Gerade das noch oft zu findende schräge Bild über den Beruf des Schauspielers wird hier attackiert, ein Herzensanliegen wohl aller Akteure, auch wenn sie selbst nur in ihrer Freizeit auf der Bühne stehen.

So erlebte man einen vergnüglichen Abend im Kreise einer Theatergemeinschaft, die mit beachtlichem handwerklichen Geschick, vor allem aber mit viel Begeisterung und Idealismus zu Werke ging. Sicher wird sie auf dem Weg zu ihrem 100. Geburtstag noch zu einigen Highlights kommen.


   
  Marei (Katharina Scheibele), Xaver (Oliver Maier) und Blasi (Sepp Frühholz) schmieden ihren Plan.   Xaver untersucht als angeblicher Professor seinen Onkel Simon (Horst Scherer)
 

   
  Die Diagnose des "Professors" ist niederschmetternd.   Gleich wird mit der Therapie begonnen.
 

   
  Der Bauer im Krankenstand trifft auf wenig Verständnis bei seiner Familie.   Der angebliche Sohn des Bauern besucht seinen "Vater".
 

   
  Der Bauer mag sich mit dem "Kind" nicht recht anfreunden.   Marei und der Knecht amüsieren sich über das "Kind" des Bauern.
 

 
  Die Ex-Geliebte des Bauern klärt die verwickelte Geschichte auf. Damit wird der Weg frei für das Liebespaar Marei und Xaver.