Über das Märchenstück "Das lebende Zauberbuch"

(gesehen am 21.10.2007 bei der Märchenbühne im Pfarrsaal Don Bosco)

"Das lebende Zauberbuch" heißt die diesjährige Produktion der Märchenbühne Don Bosco und Helmut Kulhanek entführt den Zuschauer damit ins finstere Mittelalter.

Nun, finster ist diese Geschichte insofern, als die finsteren Mächte in Gestalt eines lebenden Buches, das alles Unheil der Welt in sich birgt und nur darauf wartet, entfesselt zu werden, die Geschehnisse in Gang bringen. Hell und freundlich sind dagegen die Gestalten, die dazu auserkoren sind, gegen dieses Böse zu kämpfen.
Das wissen sie allerdings zu Beginn des Stückes noch nicht. Da treffen die Weggefährten erst einmal aufeinander: Ritter Gutmut von der Mutburg (Peter Falke), der leider all seinen Mut verloren hat und deshalb von einem zornigen Wachsoldaten (Helmut Kulhanek in einer Nebenrolle) hochkant aus der Burg geworfen wird, und der Minnesänger Wofram von der Grillwiese (Sebastian Reisacher), der nicht mehr dichten kann und auf der Suche nach einem neuen Dienstherrn ist. Auch wenn Wolfram nicht begeistert von seiner neuen Begleitung ist, ziehen sie gemeinsam weiter und treffen auf das Moorwesen Pallo (fantasievoll kostümiert und geschminkt: Christine Ast). Pallo ist von einer Schlange gebissen worden und leidet seither unter Schmerzen. Außerdem hat es eine rätselhafte Prophezeiung bei sich: Es muss innerhalb eines Jahres das Zauberbuch finden und besiegen, allerdings gemeinsam mit vier Helfern. Zu dritt sind sie nun schon, da tritt ein anmutiges weibliches Gespenst namens Elisa (Claudia Wolf) auf, gibt rätselhafte Ratschläge und bittet die drei unbedingt weiterzusuchen. Sie geraten schließlich in das Verließ einer Burg, in welchem das Mädchen Kristina (Katharina Knittl) gefangen ist, das dem Burgherrn Heinrich von Flaxenstein (Roland Vogler) behilflich sein soll, das Zauberbuch für seine Zwecke gefügig zu machen. Leider weigert sich Kristina kratzbürstig. Ebenso widerspenstig verhält sie sich allerdings auch den vier Befreiern Wolfram, Gutmut, Pallo und Elisa gegenüber, die kurz nach dem Rückzug von Heinrich und seinem Diener Diro (Werner Kaderabek) den Kerker betreten. Schließlich gelingt es ihnen aber doch, die richtige Tür aus dem Verließ zu finden und Kristina mit sich zu nehmen. Elisa und Christina scheinen sich von früher zu kennen.
Nun sind es zwar fünf, wie gefordert, nur scheint zunächst noch niemand zu verstehen, dass der Geist Elisa hier sehr wohl mitzählt. Dagegen findet Wolfram seine Fähigkeit zu dichten wieder und mehr noch: Ohne selbst so recht zu verstehen, was er sagt, sprechen aus ihm nun immer wieder weitere Hinweise für die Suche. Auch Gutmuts Mut kehrt zurück. Mittlerweile lernt der Zuschauer das ominöse Buch Damastra kennen. Es handelt sich um ein überdimensionales Buch mit Kopf und Händen (Yvonne Fodor), das blind ist und seine Dienerin Ayna sowie die Fledermaus Elisara an seiner Seite hat. Damastra nun wartet auf die nahe Stunde, da sie sich aus dem Buch befreien kann, um als Mensch das Böse in die Welt zu bringen. Es kommt aber nicht so weit. Unter der sehr drängenden Leitung von Elisa gelingt es der Gruppe ihrerseits den Bann zu lösen und das Zauberbuch geht in Flammen auf. Und so siegt das Gute: Elisa erwacht zu neuem Leben und fällt ihrer Mutter Ayna um den Hals. Der Burgherr Heinrich, der unter dem Einfluss des Buches böse geworden war, bittet seine Tochter und seine Enkelin um Verzeihung und der Vorhang schließt sich über einem Happy End.

Es bleibt die Frage: Woher kam eigentlich Kristina und wohin geht sie jetzt? Warum und wozu wollten Heinrich und Diro ein Elixier brauen? Und wieso wollten am Ende die guten Weggefährten Elisa nicht mehr gehorchen und hielten sie für eine Lügnerin? Trotz dieser ungeklärten Fragen war es wieder einmal ein Märchenstück mit hoher schauspielerischer Leistung aller Protagonisten, prächtigen, aufwändigen Kostümen, für die Gisela Scherer verantwortlich zeichnet, ausgefeilter Technik (Martin Wiegand) und einem wunderschönen Bühnenbild des Regisseurs. Alles in allem: Hut ab und Applaus für Helmut Kulhanek und sein Team!

(Karin Tempich)