Über das Märchenstück „Peterchens Mondfahrt“:
(gesehen am 29. 10. 2006 bei der Märchenbühne im Pfarrsaal Don Bosco)

Die Märchenbühne Don Bosco unter der Leitung von Helmut Kulhanek hatte sich als neue Produktion das alte Märchen „Peterchens Mondfahrt“ vorgenommen und brachte es an fünf Sonntagen im Oktober und November im Pfarrsaal Don Bosco im Augsburger Herrenbach- viertel zur Aufführung.
Der Maikäfer Herr Sumsemann (in einem wunderbar naturgetreuen Kostüm bravourös gespielt von Katharina Knittl) ist ein bedauernswerter Vertreter seiner Spezies. Nicht nur, dass seine geliebte Frau erst kürzlich von einem Huhn gefressen wurde, er ist auch der letzte Spross einer Familie, auf der ein grausamer Fluch lastet: Die Sumsemanns leben mit nur fünf Beinchen, denn als ein Urahn auf einem Birkenbaum Hochzeit feierte, fällte ein Walddieb den Baum. Die Nachtfee verdammte den Walddieb samt dem Baum und einem im Geäst hängen gebliebenen Beinchen auf den Mond. Nur mit der Hilfe gutherziger Kinder kann der Käfer das Bein zurückholen.
Der Zuschauer erfährt dies durch ein Gespräch der beiden in dunkle Flattergewänder gekleideten Schmetterlingsdamen Frau Falter (Christine Baumann-Wolf) und Frau Motte (Yvonne Fodor).
Nachdem sich Herr Sumsemann mit einem Vergissmeinnicht-Schnaps Mut angetrunken hat, findet er diese gutherzigen, mutigen Kinder in den Geschwistern Anneliese und Peter (Claudia Wolf und Michael Wagner), die mit ihm die gefährliche Reise in den Sternenhimmel wagen. Zunächst treffen die drei auf den Sandmann (Tobias Schneider), der die Sternenkinder, die jeweils die persönlichen Beschützer der Menschenkinder sind, mit pädagogischer Strenge zum Sterneputzen anleitet und auch sonst recht autoritär für Ordnung im Himmel sorgt. Dieser hilft ihnen nach anfänglicher Skepsis, indem er sie zu einer Party der Nachtfee mitnimmt, zu der er und sämtliche Naturgewalten eingeladen sind.
In prächtigen Kostümen und mit ihrer Rolle entsprechender Mimik und Gestik treten nun die geladenen Gäste, die Blitzhexe (Christine Ast), der Donnermann (Stefan Aulinger), die Wolkenfrau (Yvonne Fodor), der zackige Eismax (Roland Vogler), der Regenfritz (Sebastian Reisacher), der Hagelhans (Martin Menter), die Sonne (Sigrid Kulhanek), der Sturmriese (Peter Falke) und der Wassermann (Werner Kaderabek) auf und werden von ihrer Gastgeberin (Christine Baumann-Wolf) begrüßt und - wenn nötig - in ihre Schranken verwiesen. Schließlich tritt noch die resolute Milchstraßenfrau (Iris Kulhanek) auf, um sich über die Unordnung zu beschweren, die die Gäste bei ihrer Anreise verursacht haben. Als schließlich der Sandmann mit den Kindern und dem Käfer erscheint, versprechen die Mächte ihre Hilfe, nicht ohne den unglaublich feigen Käfer, der sich am liebsten ständig tot stellen würde, ermahnt zu haben, dass er auch das Seine zu dem Unternehmen beitragen müsse. Der einzige Weg zum Mond führt über eine Kanone, mit der man hinauf geschossen wird (sagenhaft realistisch auf der Bühne - nach jedem Schuss steigt Trockeneisrauch aus der blitzenden Kanone). Dort lauert aber noch die größte Gefahr: Der Mondmann (Helmut Kulhanek), der am liebsten kleine Kinder und Maikäfer verspeist. Doch die Naturgewalten halten ihr Wort und schlagen den Bösewicht in die Flucht, sodass die drei sowohl das Käferbeinchen holen als auch pünktlich vor Sonnenaufgang auf die Erde zurückkehren können.
Das Fazit - ein rundum gelungener, farbenprächtiger Vorweihnachtsspaß für „Märchenfreunde ab vier Jahren“ - so die Empfehlung auf dem Programmzettel - gespielt von einer an Professionalität grenzenden Laientheatergruppe, die selbst mit sichtlichem Spaß bei der Sache war.

(Karin Tempich)

   
  Bei der Nachtfee   Beim Mondmann
 

   
  Beim Sandmännchen   Frostige Gesellen