Über das Stück „Lysistrata“ von Aristophanes:
(gesehen am 31. März 2006 im Theatersaal des Rudolf-Diesel-Gymnasiums)

Lysistrata (Verena Lerch) kann es nicht länger ertragen, dass sich die Männer der griechischen Städte ständig bekriegen und deshalb sehr lange nicht zu Hause sind oder gar nicht mehr zurückkehren. Sie ruft viele Frauen aus allen Teilen Hellas’ zu einer Versammlung zusammen und schmiedet mit ihnen einen Plan, wie man die Männer zum Frieden zwingen könnte: Sie lässt alle Anwesenden schwören, den Männern jede Form von Liebe zu verweigern, bis diese einlenken und einen dauerhaften Frieden miteinander schließen würden. Obwohl so manche Frau der Zeit ohne ein Zusammensein mit ihrem Mann mit Kummer entgegensieht, kommt es zu dem Eid. Die Frauen ziehen nach Hause und organisieren dort den Widerstand gegen ihre Kriegermänner. In Athen lässt Lysistrata sogar die Akropolis mit dem Staatsschatz von Frauen besetzen. Die Männer, allen voran der Ratsherr Probulos (Bastian Klügel) staunen nicht schlecht, wie entschlossen sich ihnen die Frauen widersetzen und ihnen jede Annäherung verweigern. Es kommt sogar zu massiven Handgreiflichkeiten zwischen den Geschlechtern. Die Männer versuchen zunächst, ihre Ansprüche und Ansichten auch mit Gewalt durchzusetzen, merken aber bald, dass sie gegen ihre Frauen nicht ankommen und spüren die Leiden des totalen Liebesentzugs, die sie langsam, aber sicher mürbe machen. Lysistrata in Athen wie auch die Spartanerin Lampito (Vera Schmidt) haben allerdings auch Probleme mit der Loyalität ihrer Frauen. Einige versuchen sich abzusetzen und doch mit ihren Männern zusammenzukommen. Mit Mühe gelingt es ihnen, ihre Kampfgefährtinnen zur Standhaftigkeit zu bewegen. Die Lage der Männer wird unerträglich, als die Frauen sie auch noch absichtlich erotisch reizen, ohne ihre Gier zu befriedigen. Schließlich kommen Delegationen aus Sparta und den anderen Stadtstaaten nach Athen und beugen sich der Frauenforderung nach einem Friedensschluss, wonach auch die beiden Geschlechter sich in einem großen Fest versöhnen. Alle Personen sind modern gekleidet (heiße Miniröcke, Jeanshosen usw.) und in den Pausen zwischen den Szenen ertönt Popmusik aus unseren Tagen. Außer den Namen erinnert wenig auf der Bühne an die Antike. Kulissen werden sparsam und historisch neutral eingesetzt. Es ist nicht zu übersehen: Die Inszenierung will darauf aufmerksam machen, dass ein ähnlich entschlossenes Vorgehen der Frauen auch in der heutigen Zeit Sinn machen könnte. Lysistrata ist eine Vorreiterin der neuzeitlichen Frauenrechtlerinnen, die es leid sind, immer nur von den Herren der Schöpfung bevormundet zu werden. Die Schauspielerinnen agierten selbstbewusst und aggressiv auf der Bühne, wurden ihren Rollen voll gerecht, wohl auch, weil sich moderne Frauen mit den dargestellten antiken Geschlechtsgenossinnen gut identifizieren können. So erlebte man einen gelungenen Theaterabend mit herzerfrischenden, nicht selten auch etwas frivolen Szenen..



 
  Lysistrata Programmheft