Über das Stück „Da hat sich sogar der Pfarrer geirrt“:
(gesehen am 28.10.2006 im Vereinsheim des FC Haunstetten in Augsburg)

Vorgeführt wurde der Schwank „Da hat sich sogar der Pfarrer geirrt“ in drei Akten von Franz Rieder. Es geht darin um Missverständnisse, die nur allzu rasch zu Ehekrisen führen, weil klärende Gespräche erst gar nicht zustande kommen. Die Inszenierung besorgte Anneliese Weißmann.

Der Großbauer Thomas Feichtinger (Günter Freundl) ist in seiner Gemeinde ein angesehener Bürger, der wegen seiner zahlreichen Verdienste um den Ort sogar zum Ehrenbürger ernannt werden soll. Er führt mit seiner Frau Zenta (Martina Sommer) eine vorbildliche Ehe, bis der Zufall zu Problemen führt. Den Leichenschmaus nach einer Beerdigung, zu der Bauer Feichtinger gegangen ist, nutzt Bürgermeister Alfons Berger (Peter Börner), um sich bei Zenta einige Informationen für seine Rede anlässlich der Ehrenbürgerernennung zu holen. Draußen gewittert es und ein Blitz schlägt in einen Stadel ein. Während nun der Bauer mit seinen Knechten dort als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr im Einsatz ist, kalbt eine seiner Kühe. Zenta und der Bürgermeister müssen eingreifen, bis ein Tierarzt herbeigeholt ist. Beim Herausziehen der beiden Kälber stürzen die Geburtshelfer im Stall, wobei ihre Kleidung sehr nass und schmutzig geworden ist. Während sie sich in der Bauernstube umziehen und in Unterhose bzw. Büstenhalter dastehen, betritt der Dorfpfarrer (Günter Unzner) den Raum und interpretiert die Szene völlig falsch. Als wenig später auch noch Bauer Feichtinger von seinem Einsatz zurückkehrt, ist die Katastrophe vollkommen. Keiner will die Entschuldigungen und Erklärungen Zentas und des Bürgermeisters hören; zu eindeutig scheint das zu sein, was an „Ehebrecherischem“ in der Stube zu sehen war. Auch Tochter Ursl fällt über die Mutter her, und Thomas will sich von seiner Frau trennen. Nur mit Hilfe des Tierarztes kann die Verwirrung geklärt werden. Schon denkt man, dass wieder Frieden im Hause eingekehrt wäre, da trifft eine Postkarte ein, die dem Bauern die Ankunft eines Säuglings ankündigt. Die Magd Resi übergibt das Schreiben aber nicht Thomas, sondern Zenta, seiner Frau. Die versteht die Nachricht falsch, rechnet mit einem Kind ihres Mannes und ist nun ihrerseits über ihren Gatten hell empört. Wieder mischt der Pfarrer beim schnellen Verurteilen eines Menschen eifrig mit. Thomas’ anstehende Ernennung zum Ehrenbürger will man rückgängig machen. Und Ursl (Barbara Hummel) will sich sogar von ihrem Freund (Andreas Gruber) trennen, weil sie plötzlich alle Männer für verdorben hält. Erst nach und nach stellt sich heraus, dass die Tochter (Nadja Keller) eines Freundes auf Thomas’ Hof ein Praktikum absolvieren will. Dieses Mädchen heißt zufällig mit Nachnamen Säugling. Auch dieses Missverständnis kann schließlich geklärt werden und die heile Welt zieht wieder in den Feichtinger-Hof ein.

Wenn das Stück auch als Schwank das Publikum zunächst einmal belustigen will, ist der ernste Hintergrund doch unübersehbar. Rasche Verurteilungen auf den bloßen Augenschein hin, mangelndes Vertrauen zueinander und zu wenig Gesprächsbereitschaft sind die Wurzeln vieler Beziehungskrisen. Auch Leute wie der Pfarrer, die hier besonnener reagieren sollten, stellen oft keine rühmliche Ausnahme dar. Trübsal kommt gleichwohl beim Zuschauer nicht auf. Dafür sorgen nicht zuletzt die komischen Einlagen der Knechte Vinzenz (Michael Glinke) und Sepp (Michael Kukla) und vor allem der ulkigen Magd Resi (Roswitha Gerlinger). Zum Schreien ist aber auch die Schlüsselszene, in der der Bürgermeister mit rosaroter Unterhose vom Pfarrer neben der nur leicht bekleideten Zenta ertappt wird. Eine amüsante und gut gespielte Aufführung mit durchaus nachdenkenswertem Hintergrund!



   
  Zenta Feichtinger und ihr Mann Thomas, der auch bei der Freiwilligen Feuerwehr ist   Der betrunkene Knecht Vinzenz und Sepp, der Erntehelfer des Bauern Feichtinger
 

   
  Bürgermeister Alfons Berger in Unterhose und Zenta ohne Bluse   Pfarrer Sebastian "ertappt" Zenta und den Bürgermeister und zieht falsche Schlüsse.
 

   
  Für den Pfarrer ist die Situation eindeutig. Doch er irrt sich.   Auch an Ursl geht die Ehekrise ihrer Eltern nicht spurlos vorbei. Ihr Freund Fredi leidet darunter.
   
  Das Gesinde unter sich: die Magd Resi und der Knecht Vinzenz   Resi sorgt für Belebung im Hause der Feichtingers.
 

   
  Gerüchte verbreitet die Pfarrköchin Rosa schnell und zuverlässig.   Viel Spielzeug auf dem Tisch: Man hat einen echten Säugling erwartet.
 

   
  Schlussapplaus für die Darsteller   Eintrittskarte für das Stück