Warum haben Sie sich auf englisches Theater spezialisiert?
Wenn die Engländer Theater spielen, dann haben sie eine ganz andere Art zu spielen Ihre Mentalität ist einfach anders, und dort ist Theater nicht nur für einen gewissen Teil der Bevölkerung gedacht, die Menschen sehen sich Theaterstücke an, weil sie Spaß daran haben. Das möchte ich versuchen auch den Menschen hier in Deutschland nahe zu bringen.
Wie viele Personen sind an Ihrer Theatergruppe beteiligt?
Meistens sind es ca. 20 Personen. Alle auf freiwilliger Basis. Mit meinen Leuten bin ich sehr zufrieden, sonst würde ich das alles auch nicht machen.
Wie viele Erstaufführungen haben Sie mit dem Anglistentheater schon inszeniert?
Wir machen hauptsächlich neue Stücke aus Großbritannien. Wir haben bisher zwei Uraufführungen gehabt, eine davon ein selbstgeschriebenes Stück, die andere war eine Adaption eines amerikanischen ‚Jndependent“-Films. Außerdem mindestens 15-16 Erstaufführungen.
Wo finden die Proben statt?
Alle Proben fanden im Hörsaal 2 der Universität Augsburg statt. Dort werden die Stücke auch gespielt.
Warum ist es so schwierig Schauspieler zu finden?
Zum einen kommen zwar immer Leute, die Interesse hätten, doch das sind meistens Frauen. Wenn auf 30 Frauen 1 Mann kommt. dann ist es immer schwierig. Zum anderen müssen die Leute wirklich akzentfrei englisch sprechen können.
Wie wird das Theater finanziert?
Das Theater wird weitgehend aus den Eintrittsgeldern finanziert. Kleine Teile. wie das Kopieren von Programmblättern werden von der Universität Augsburg übernommen. Dies hilft uns sehr und ein Großteil der Arbeit läuft ehrenamtlich, so fallen nur Kosten für den Druck von Plakaten und spezielle Lichteffekte an. Es wäre sicherlich möglich Sponsoren zu finden, doch es ist ein ziemlich großer Zeitaufwand Firmen abzuklappern und nachzufragen.
Woher nehmen Sie ihre Textvorlagen?
Ich habe viele Vorlagen von Festivals aus Großbritannien, die ich regelmäßig besuche. Außerdem versuche ich mit Verlagen in Kontakt zu bleiben, weiß aber erst, was ich spielen kann, wenn ich meine Theatergruppe beisammen habe. Schwierig ist nur, dass Autoren ihr OK zur Kürzung und Änderung geben müssen. Manche sind da ganz eigen und man darf kein Wort verändern; solche Stücke kann ich nicht inszenieren, da manche Dinge einfach so schwer verständlich sind, dass ich sie umschreiben muss. Meistens kürze ich Werke auch, jedoch so, dass keiner etwas merkt. Hinzu kommen die Tantiemen, die dem Autor und seinem Agenten bezahlt werden müssen. Ist eine Vorlage jedoch älter als 75 Jahre, darf man verändern, was man möchte.
Nach welchen Kriterien suchen Sie die Theaterstücke aus?
Kriterium ist nicht, ob mein Publikum alles Wort für Wort versteht, sondern ob ich glaube, dass es gut wird, und ob ich denke, dass es die Leute anspricht. Es ist aber nicht so, dass ich jedes Stück, das in England gut läuft, auch hier spielen kann. Wie gesagt, gibt es in Großbritannien ein anderes Publikum als in Deutschland. Man hat hier einfach eine andere Lebensweise. Ich versuche auch Stücke auszuwählen, die universelle Themen enthalten. Beispielsweise über die Probleme junger Erwachsener im Alter von 13 bis 18 Jahren. Das ist schließlich auch ein Großteil des Publikums — Leute, die sich für die englische Sprache interessieren oder sie erlernen.
Wie viele Besucher kommen im Schnitt zu den Aufführungen Ihrer Theatergruppe?
Wir haben schon ca. 200 Personen pro Aufführung. Mehr passen in den Hörsaal der Universitat, in dem die Aufführungen stattfinden, auch nicht hinein.
Wie machen Sie die Leute auf Ihre Stücke und das Theater aufmerksam?
Es gibt Plakate und im Internet steht, was wir gerade spielen. Wir arbeiten aber auch viel mit diesen Postkarten, die überall in der Stadt Augsburg verteilt werden, und wir verlosen oft Karten, sodass eben auch Leute kommen, die sonst nicht kommen würden. Gute Werbung ist immer gut, bedeutet aber auch viel Arbeit.
Vielen Dank für das Interview.
(Cherrelle Hobson, Mürsel Beklen, Frank Wagner)