Die Rede von OStD W. Liessel anlässlich des Theaterfestivals in Königsbrunn

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
sehr geehrte Gäste des Internationalen Theaterfestivals am Gymnasium Königsbrunn,
liebe Schülerinnen und Schüler.

"Ganz Europa ist eine Bühne" heißt es seit fast drei Jahren im Rahmen eines europäischen Comenius-Projektes. Ganz Europa? Nein, frei nach Asterix und Obelix gibt es eine geographisch eher unbekannte Gegend, die aber tatsächlich in das Zentrum des Weltgeschehens rückt und der etablierten übermächtigen Theaterszene heute Paroli bietet. Königsbrunn erweist sich derzeit als heimliche europäische Theaterhauptstadt und bietet Ihnen liebes Publikum internationale Aufführungen, Ich darf Sie daher ganz herzlich zu dieser Veranstaltung begrüßen. Ein besonderes Willkommen gilt natürlich unseren Partnern aus Kluczbork in Polen und aus Salgótarján in Ungarn. Ich freue mich sehr, dass Sie jeweils den weiten Weg auf sich genommen haben, um uns ihre Theaterstücke zu präsentieren.


Schanowne panie i panowie, drocy goscie miencynarodowego teatru. Dcisiaj u nas w Königsbrunn. Misto nasche jest dcisiaj guwnom siedcibom europejskiego teatru muodcieschy. Muodci gimnacjasci zaprecentujom panstwu schtuke "Romeo i Julia" f ich macieschstych jensykach. Serdetschnie witam naschych partneruf z Kluczborka i Sagotarjan s Wengier. Dcienkujemy sche wybraliscie tak dalekom droge scheby byc rasem i sapresentowac wascham wspolprace. Pschy tej okasji schytschymy wam dalsschych owocnych kontaktuf. Dcjekuje panstwu sa uwage!


Kädwäsch wändégek, nadj örömmel üdwöslöm a madjar ßinéßeket a Bollai Jánosch Gimnáziumból. A mo'i elöadáschra schok schikeret kiwánok ésch a nézöknek jó ßórakozáscht.


Comenius-Projekte werden seit einigen Jahren durch die Europäische Union und ihre Behörden für den Schulbereich ausgeschrieben, ideell unterstützt und auch finanziell gefördert. Das Ziel dabei ist es, den Gedanken des gemeinsamen Europa auszubauen und nicht nur als eine politische oder gesellschaftliche Rahmenthese in den Raum zu stellen, sondern ihn auch mit Leben zu füllen. Dass dies natürlich im Bereich junger Leute ansetzt, versteht sich fast von selbst. Junge Menschen müssen ihr Leben selbst in die Hand nehmen, einen Lebensplan entwickeln und sinnvoll gestalten. Dazu gehört auch, soziale Kontakte aufzubauen und zu pflegen, die eine Orientierung ermöglichen. Vor dem Hintergrund eines zusammenwachsenden Europas ist es daher nahe liegend, solche Kontakte auch über noch bestehende Grenzen hinweg einzugehen, um den Prozess der Einigung Europas in einer globalisierten Welt nachhaltig zu unterstützen und die bisherigen Grenzziehungen dadurch obsolet werden zu lassen.

Die drei Partner, die Allgemeine Oberschule in Kluczbork, das Bolyai-Janos-Gymnasium in Salgótarján und das Gymnasium Königsbrunn, haben sich daher zu Recht unter dem Rahmen des gemeinsamen Theaters zusammengetan, um gegenseitig mehr Verständnis für die Kultur der jeweils anderen zu entwickeln. Durch die gemeinsame Arbeit, die regelmäßigen persönlichen Kontakte, auch der jungen Menschen, haben sich Partnerschaften und teilweise sogar Freundschaften entwickelt, die genau im Sinne der Zielsetzung eines Comenius-Projektes sind.

Der Ehrgeiz der Projektteilnehmer hat die Mitwirkenden noch einen Schritt weiter geführt. Sie haben das Ziel der Comenius-Projekte selbst zum Gegenstand ihrer Auseinandersetzung mit der inhaltlichen Thematik gemacht: die Überwindung von Konflikten, die durch unterschiedliche Vor- und Einstellungen der Partner ausgelöst werden. Gerade die mitteleuropäische Geschichte ist geprägt von tiefgreifenden Konflikterfahrungen der Völker und Nationen. Die Nationalstaatlichkeit des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts scheint überwunden. Spätestens seit der Auflösung der beiden Blöcke in Europa und der dadurch nahezu unbegrenzten Mobilität aller Europäer hat sich das Gegen- und Nebeneinander hin zu einem Miteinander geändert. Das Rad der Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen. Der Blick geht nach vorne, gerade bei jungen Menschen.

Das heißt aber nicht, dass wir deshalb Geschichte ignorieren können. Konflikte verlagern sich möglicherweise in andere Bereiche, sei es in die Arbeitswelt wegen wirtschaftlicher Unterschiede, sei es in religiös geprägte Bereich wegen unterschiedlicher Wertvorstellung u. ä. Aber gerade die jüngere politische Geschichte hat gezeigt, dass nur die Überwindung und bewusste Aufarbeitung der Konflikte durch gemeinsame Werthaltungen eine für alle Konfliktparteien akzeptable Lösung bringen kann. Beispiele dazu bietet die Literatur in reicher Zahl. Die geradezu klassische Bearbeitung bietet das Drama "Romeo und Julia" von Shakespeare. Was lag also näher, als an dieser Idee das Comenius-Projekt inhaltlich festzumachen. Jede der beteiligten Partnerschulen hat daher diese Thematik einer Konfliktsituation und ihre positive Lösung auf ihre Weise aufgearbeitet und in ein Stück mit zeitgemäßem inhaltlichen Bezug umgesetzt. Die Ideen und großenteils auch die Texte selbst stammen von den beteiligten Schülern und ihren Lehrkräften. Natürlich ist auch die dramaturgische und szenische Umsetzung ein Werk aller Beteiligten und so liegt ein Großteil der Spannung des heutigen Festivals darin, wie die jeweiligen Inhalte präsentiert werden, da es ja auch gilt, die sprachlichen Probleme durch darstellerische Mittel auszugleichen, so dass für alle die vermittelten Botschaften verständlich werden.

Ich bin mir ganz sicher, dass dies am heutigen Tage gelingen wird. Ich freue mich mit Ihnen zusammen bereits auf die drei Aufführungen. Ich denke, dass wir aber nicht bis zum Ende des heutigen Abends warten müssen, um uns für die geleistete Arbeit bei den Schülern und Lehrern zu bedanken. Der heutige Tag zusammen mit den beiden Theatertagen in Polen und Ungarn sind sicher der Höhepunkt des gemeinsamen Projekts. Der eigentliche Gewinn steckt jedoch in der vorausgehenden gemeinsamen Arbeit und Auseinandersetzung mit den Inhalten. Und hierfür gilt es Allen höchste Anerkennung zu zollen. Es ist durchaus nicht selbstverständlich, ein eigenes Theaterstück zu entwickeln und bis zur Bühnenreife zu gestalten. Alle, Schüler wie Lehrer verdienen daher schon jetzt unsere Hochachtung für diese hervorragende Leistung.

Bei Asterix und Obelix endet die Geschichte jeweils nach einer geschlagenen Schlacht mit einem großen Fest. Ich denke, dass auch wir unser Abenteuer, auf das sich alle drei Schulen vor etwa drei Jahren eingelassen haben, heute mit einem rauschenden Fest beenden können. Ich wünsche Ihnen und uns einen interessanten, einen erbaulichen, vielleicht auch ein vergnüglichen Abend mit drei unterschiedlichen Theaterstücken zur gleichen Rahmenthematik. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

Zurück