Das „Theater zum Einsteigen“

Allgemeines über das Theater:

Das „Theater zum Einsteigen“ ist streng genommen kein Augsburger Theater, arbeitet aber, wenn es in der Region spielt, intensiv mit Augsburger Gemeinden und ihren Mitgliedern zusammen. Das Konzept ist einfach und zugleich nachahmenswert: Ewald Landgraf, der Macher und Hauptdarsteller des Theaters, wirbt vor seinen Auftritten um Mitspieler aus den Gemeinden, in denen er spielen will. Sinnvollerweise organisiert er in einer Stadt bzw. Region mehrere Auftritte, um den späteren Probenaufwand auch effizient zu machen. Er versorgt die Interessenten lange vor den Aufführungen mit den Textbüchern, mit Tonbändern und allgemeinen Angaben zur Inszenierung seines Stücks, stellt alles an Bühnentechnik und Kulissen, was er zu den Vorstellungen braucht, und reist etwa vierzehn Tage vor der ersten Aufführung an. Dann wird mit den Laiendarstellern und einigen Hilfskräften aus den Gemeinden viermal probiert und schließlich das Stück in einigen Pfarr- oder Gemeindesälen aufgeführt. Die Zuschauer erleben also ein Theater, das großteils von Menschen aus ihrer Mitte gespielt wird (elf von zwölf Darstellern im aktuellen Stück!), können sich deshalb ähnlich wie in Schul- oder Volkstheatern sehr gut mit der Schauspieltruppe identifizieren, die aber von einem Profi von langer Hand geführt und angeleitet worden ist. In diesem Sinne bietet Landgraf tatsächlich ein Theater „zum Einsteigen“. Er spielt aus Überzeugung kirchlich-religiöses, „evangelistisches“ Theater, verlangt kein Eintrittsgeld („Alle, die finanzielle Probleme haben, sind eingeladen!“), sondern erbittet am Ende eine Spende („Geben Sie, was Ihnen der Abend wert war“). Landgraf lebt von seiner Kunst, aber eben er allein; für alle anderen Beteiligten sind die Aufführungen einmalige Events, wirkungsvolle Stunden, in denen Glaubensfragen selbst erlebt und anderen vermittelt werden. Natürlich ist Landgraf nicht undankbar, wenn sich aus den Gemeinden auch ein paar Mitspieler melden, die schon ein wenig Theatererfahrung haben. Bei den Auftritten im Raum Augsburg hatte er Glück, denn mit dem Krankenpfleger Helmut Niedermirtl von der Landeskirchlichen Gemeinschaft Augsburg hat er einen Hauptdarsteller gefunden, der schon lange in der Gemeinde- und Gottesdienstarbeit auf szenisch-theatralische Mittel setzt und sich dabei als Schauspieler einbringt. „Ich brauche das als Ausgleich für meine sehr belastende Arbeit und denke auch, dass man religiöse Themen auf diese Weise sehr anschaulich verdeutlichen kann“, erklärt der engagierte Laiendarsteller. Und so wurde vier Abende lang das „Theater zum Einsteigen“ eine Augsburger Gemeindebühne, bei deren Aufführungen die Grenze zwischen Theater und Gottesdienst fließend war.